Johann Gottlob von Quandt (1787-1859) ist sicher nur wenigen ein Begriff. Dabei förderte der Kunstkenner und -mäzen mehrere Maler der deutschen Romantik, versammelte berühmte Künstler seiner Zeit auf seinem Gut in Dittersbach und war sogar mit Goethe befreundet. Und er sorgte dafür, dass im Umfeld des Gutes eine Kulturlandschaft entstand, die in ihrem Zauber dem Seifersdorfer Tal in nichts nachsteht. Nur ist das Lieblingstal des Herrn von Quandt um vieles unbekannter und ruhiger. Die familienfreundliche Rundwanderung beginnt am Markt von Dittersbach – die Straße „Zum Lieblingstal“ und ein großer beschrifteter Stein weisen den Weg. Nur wenige Meter weiter leuchtet hell die 2006 wieder aufgebaute Hubertuskapelle aus dem üppigen Sommergrün. 1840 durch von Quandt errichtet, diente sie ursprünglich vermutlich als Ruheplatz mit Aussicht auf sein nahes Anwesen, verfiel dann aber fast vollständig. Als der Quandt-Verein Dittersbach sich ihrer annahm, waren nur noch Ruinenreste vorhanden. Das Wiedererstehen der Kapelle ist den rührigen Ehrenamtlern ebenso zu verdanken wie die Instandsetzung von Wegen und Stegen und die Nachbildung der Denkmale, die an König Anton von Sachsen und die erste sächsische Verfassung von 1831 erinnern. Wer auf dem schmalen Pfad am Schullwitzbach entlangwandert, bekommt zum Naturerlebnis also noch eine Lehrstunde in sächsischer Geschichte dazu. Abwechslung für die Kleinen bieten Rastplätze, Brücklein und so manche Gelegenheit, am Ufer des Baches zu spielen.
Über die Teufelsbrücke
Nach einer Weile verlässt der Weg den Wald und verläuft zwischen flachen Uferund steilen Hangwiesen. An der Verzweigung hält man sich links und überquert die rund 500 Jahre alte, ebenfalls 2006 sanierte Teufelsbrücke. Dem Wegzeichen „Gelber Punkt“ folgend, geht es sanft ansteigend durch den Wald zur Straße nach Wünschendorf und auf deren Gegenseite nahezu geradeaus weiter bergan. Eine Markierung findet sich hier nicht, doch die Schilder an der nächsten Kreuzung geben Sicherheit und weisen den Weg zur Schönen Höhe. Rechter Hand bietet sich bald ein wunderbarer Panoramablick bis hin zu den Tafelbergen des Elbsandsteingebirges. Kurz vor der Schönen Höhe zweigt links ein Weg zur Zwergenhöhle ab. Dieser mit Stufen versehene Felstunnel lädt vor allem Kinder dazu ein, zu kraxeln und der Fantasie freien Lauf zu lassen. Die Sage erzählt davon, wie Herr von Quandt eines Tages beim Aufstieg zur Schönen Höhe ein kleines Männlein traf, das ihm eine Höhle zeigte, in der Gold und Edelsteine funkelten. Bevor von Quandt aber zugreifen konnte, schloss sich der Felsen wieder – nur der künstlich angelegte Tunnel erinnert an die unglaubliche Begebenheit. Die Schöne Höhe wird bekrönt von einem „Turmschlösschen“, das 1831 von Johann Gottlob von Quandt in Auftrag gegeben und 1838 zur frühesten Goethe-Verehrungsstätte vollendet wurde. Im Turmsaal mit Fresken zu Goethe-Gedichten finden heute Veranstaltungen statt. Von Ostern bis Anfang Oktober kann er an Sonntagnachmittagen besichtigt werden; eine Turmbesteigung ist zu den Öffnungszeiten der benachbarten Gaststätte möglich. Der roten Markierung folgend, geht es weiter nach Elbersdorf und durch den Ort hindurch – bis man links ins schattige, idyllische Tal der Wesenitz absteigen kann. Dieses Flüsschen entspringt am Valtenberg im Lausitzer Bergland und mündet nach 83 Kilometern in Pirna-Pratzschwitz in die Elbe. Die Wanderroute überquert eine Brücke und verläuft am Ufer der Wesenitz flussaufwärts. Unterwegs gähnt ein „schwarzes Loch“, ein mit Wasser gefüllter ehemaliger Steinbruch, der ein wunderbares Fotomotiv abgibt. Ein weiteres optisches Highlight in diesem recht wilden Teil des Wesenitztales ist die sogenannte Teufelskanzel. Den Schlusspunkt der Tour setzt das Schloss Dittersbach, erbaut im 16. Jahrhundert auf den Resten einer ehemaligen Wasserburg und 1829 erworben von Johann Gottlob von Quandt. Es befindet sich auch heute in Privatbesitz und kann innen nicht besichtigt werden – der dazugehörige Park ist jedoch öffentlich zugänglich. Nach Jahren des Verfalls findet er jetzt allmählich zu seiner alten Schönheit zurück. Drei der verlorengegangenen Plastiken sind bereits wiedererstanden: 2012 eine Nymphe, 2013 die Figur der Jagdgöttin Diana und 2016 die des Apollino.
Weitere Informationen
Länge 7,5 Kilometer
Schwierigkeit mäßig
Dauer reichlich zwei Stunden
Höhenunterschied 151 Meter
Beste Jahreszeit April-Oktober
Tipp für die An- und Abreise Linie 226 von Dresden-Bühlau bis Dürrröhrsdorf-Dittersbach, Markt; Details: www.vvo-online.de
GPS-Daten der Tour gibt es auf Wikiloc